Brauchen wir eine Hypnosedefinition?

  • Hallo alle zusammen, Jeder, der sich mit Hypnose beschäftigt, erst recht jemand, der ein Grundseminar absolviert hat, sollte mit eigenen Worten in ein paar Sätzen Menschen, denen diese Materie fremd ist, erklären können, was Hypnose "eigentlich" ist. Und er wird feststellen, dass dies gar nicht so einfach ist. Obwohl schon sehr lange auf diesem Gebiet geforscht wird und es ein sehr umfangreiches Fakten- und Erfahrungsmaterial gibt, tappt die Theorie, was Hypnose "wirklich" ist, d.h. was im Gehirn des Menschen so passiert noch weitgehend im Dunkeln. Diese Tatsache wird aber besonders in Foren und in der Hypnoseausbildung nicht gerne erwähnt, denn wer gibt schon zu, über Dinge zu reden, die er auch nicht weiss( bzw. gar nicht wissen kann)?! :silly: :laugh: Um einen Ausweg aus diesem Dilemma zu finden, bedient man sich verschiedener Hilfskonstruktionen und Erklärungsversuchen, die sicher teilweise gut geeignet sind, dem Phänomen Hypnose auf die Spur zu kommen. Jeder dieser Theorien beschreibt wichtige Eigenschaften, die den hypnotischen Zustand und seine Wirkungen charakterisieren. Allerdings sind sie in der Gesamtheit auch widerspüchlich und man sieht bald "den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr." Und so entstanden acht Hypnosedefinitionen und die sog."Non-State-Theorie", die von der Annahme ausgeht, dass Hypnotiseur und Proband eine Art soziales "Rollenspiel" gestalten und gar keine Hypnose im herkömmlichen Stil stattfindet. Eine der besten Hypnosedefinitionen wird hier im Forum gegeben, wo Hypnose als [b]eine[/b] Möglichkeit definiert wird, zu einem Trancezustand zu gelangen.(Es gibt nämlich noch mehrere Möglichkeiten dazu)d.h. die Trance wird sauber als Oberbegriff gegenüber der Hypnose definiert. Dieser Ansicht kann man sich bedenkenlos anschließen... allerdings gibt es, wie man neuerdings herausgefunden hat Fälle, wo Hypnose in Ausnahmefällen [b]nicht[/b] zu einer Trance führt. Noch viel weniger richtig wäre es, Hypnose als eine "Konzentration auf Entspannung" zu definieren. Dass Hypnose sehr oft als ein angenehmer Entspannungszustand subjektiv empfunden wird, ist eine unumstößliche Tatsache. Allerdings bei der Blitz- und Schnellhypnose, wo hauptsächlich mit Konfusions- und Desorientierungstechniken gearbeitet wird, wäre diese Definition falsch. Einen pragmatischen Ausweg sehen Bandler und Grinder(die Begründer des NLP) darin, indem sie sinngemäß sagen:" Was Hypnose wirklich ist und wie sie funktioniert, interessiert Uns herzlich wenig, wir wollen so viele Einleitungsmethoden beherrschen, wie es Uns möglich ist, und auch in so vielen Fällen wie es nur geht, sie therapeutisch nutzen." Und dem ist aus praktischer Sicht wohl nichts hinzuzufügen! Mit freundlichen Grüßen hypnofan
  • Wie von Dir gewohnt, mal wieder ein toller Beitrag von Dir! Karma + von mir :kiss: Eine sehr gute Beschreibung der unbeschreibbaren Hypnose. :danke: Den Zustand der Hypnose beschreibe ich für meine Klienten gerne mit dem Kino-Beispiel, weil dieses Beispiel jeder kennt und auch jeder nach seinem individuellen Erleben nachvollziehen kann. Von einem Film total gefesselt sein, ist ja auch tatsächlich ein astreiner Trancezustand. Filme lösen echte Emotionen in uns aus, obwohl wir uns sehr bewusst sind, dass es sich dabei nicht um unsere Realität handelt! Wir versinken in das Geschehen, leiden/fühlen mit, lachen, weinen, erschrecken uns tatsächlich. Auch körperliche Reaktionen (z.B. Gänsehaut) werden erzeugt, sehr suggestible Personen spüren sogar manchmal körperlich richtig mit, wenn den Darstellern etwas passiert. Die Umwelt verschwimmt und wird unwichtig. LG Steff
  • Lieber Steffen, auch von mir ein großes Dankeschön für den super Beitrag. :applaus: Du hast völlig Recht.Manchmal ist es gar nicht so einfach die "eigenen" Worte/Definition zu finden. Jeder Klient möchte/braucht eine individuelle Aufklärung,aber genau dies ist ja die Aufgabe und Herausforderung eines jeden Hypnotiseus/HPs,usw............. :petzauge: LG Verena
  • Hallo alle zusammen, @Steff, Sylke und verena, Vielen Dank für Euer Lob! :thankyou: Das Kinobeispiel von Steff ist natürlich super und sicher für Jeden einleuchtend und nachvollziehbar. :smileprett: Mit freundlichen Grüßen hypnofan
  • Hallo zusammen, ja, das ist genau das Problem, es gibt keine anerkannte Definition. Die Charakterisierung über "trance" ist sicherlich alltagstauglich, hat aber auch ihre Probleme. So ist "Trance" selbst ein sehr weiter und schlecht definierter Begriff. Nicht jeder Trance ist "hypnotisch". Geleichzeitig erleben nicht alle Hypnotisierten eine subjektiv überzeugende "Trance". Das gilt selbst für manche, die gut auf Hypnose reagieren. Es gibt m.E. keine wirklich befriedigende Definition. LG Miraculus
  • Interessant dieser Thread. Bandler/Grinder haben in ihrem Buch die Hypnose so bezeichnet: Auszug: ...Sie als Werkzeug zu verstehen, mit dem sie etwas ganz spezielles bewirken koennen; sie ist quasi ein Verstaerker. Egal, ob sie Autos verkaufen, Psychotherapie machen oder mit irgenwelchen Entscheidungsgremien zu tun haben: Wenn sie die Hypnose anwenden, werden sie von den Leuten intensivere Reaktionen bekommen als gewoehnlich. Was immer sie tun, die Hypnose wird ihnen helfen, dabei eine groesssere Wirkung zu erzielen. ..... Ref: J.Grinder/R.Bandler, Therapie in Trance, pg. 17/18 Auszug desselben Buches: Hypnose ist ein Lernprozess. Es gibt kein Versagen, es sei denn, der Hypnotiseur laesst es zu, dass jemand etwas als Versagen bezeichnet. Wenn sie die Situation so definiern, dass es gar kein Scheitern geben kann, dann haben sie damit keine Probleme. Am besten helfen sie den Leuten,m wenn sie ihnen staendig Erfahrungen und innere Reaktionen ermoeglichen, auf denen sie Lernprozesse aufbauen koennen, die ihnen mehr Entscheidungsfreiheiten geben. ..... Ref. dasselbe Buch, pg. 199 Ende Auszug. Sicher veraendert sich immer wieder etwas in der Forschung, und immer wieder werden neue Erkenntnisse erlangt, die uns einen weiteren Einblick in die unendlichen Moeglichkeiten der Hypnose fuehren. Mein kleiner Beitrag Sofie
  • Hallo Sofie, @alle zusammen, Das sind wirklich zwei schöne, längere Zitate aus einem hervorragenden Buch. ;) In dem ersten Zitat weiten die Verfasser den Hypnosebegriff allerdings stark aus. In diesem Buch geht ja vor allen Dingen um Hypnose nach Erickson. Und ob man beim Autoverkauf wirklich von Hypnose im herkömmlichen Sinn sprechen kann (eine Beeinflussung findet natürlich auf jeden Fall statt!) ist Ansichtssache. Allerdings verstärkt Hypnose die eigenen Möglichkeiten auf jeden Fall. In dem zweiten Zitat ist eigentlich mehr ein Appell an die Einstellung für Hypnotiseure und ihre Probanden herauszulesen. Wie oft sehen Hypnotiseure und teilweise auch ihre Probanden es als persönlichen Misserfolg bzw. Versagen an, wenn etwas nicht so läuft wie geplant! Da im NLP Hypnose als [b]eine[/b] Möglichkeit der Kommunikation angesehen wird, gibt es( zumindest nach Bandler und Grinder) kein Versagen sondern nur Resultate, auch nicht in der Hypnose. Und ein Lernprozess stellt sie für Hypnotiseure und Probanden dar, dass wird wohl Jeder bestätigen können. Mit freundlichen Grüßen hypnofan