Ein Kommentar zu Dr. K. und der Bühnenhypnose

  • Hallo zusammen, in seiner neuesten Auflage seines Lehrbuchs zur Hypnose (2013) behandelt Dr. Kossak das Thema "Bühnenhyünose" m.E. deutlich ausgewogener als dereinst. Unter anderem schreibt er: [i]“Wie deutlich wurde, können die Grenzen von der Showhypnose zur klinischen Hypnose durchaus fließend sein. Viele Showhypnotiseure wenden auch die Interventionen an, die im klinischen Bereich bekannt sind und als ‘echte’ Hypnose zu bezeichnen sind.[...] Allgemein sind nur wenige Schädigungen durch Showhypnose bekannt, da diese wahrscheinlich nicht sofort auftreten und nicht mit der Show in Zusammenhang gebracht werden. Die Negativ-Wirkungen der Showhypnose wurden bislang kaum systematisch erforscht. Es liegen vorwiegend Anekdoten [das sind Einzelfallberichte] darüber vor, deren Aussagewert begrenzt ist.[...]"[/i] Positiv ist anzumerken, dass Kossak hier deutlich anerkennt, dass Showhypnose auch Hypnose sein kann. Man liest das oft anders, vor allem im Ddutschsprachigen Raum, und könnte dann meinen, dass es eher die Ausnahme als die Regel wäre, dass Bühnenhypnose überhaupt etwas mit Hypnose zu tun hat. Tatsächlich existieren neben aller informellen Erfahrungen sogar "offizielle" Untersuchungen zum Thema. Die subjektive Trance empfinden die Probanden demnach bei der Show als weniger tief als bei der klinischen Hypnose - sie müssen ja auch ziemlich aktiv und reaktionsbereit sein. Die hypnotische Suggestibilität ist hingegen im Schnitt überproportional hoch. Kossak anerkennt auch, dass wenige Probleme im Zusammenhang mit der Showhypnose bekannt werden. Seine Auffasusng allerdings, dass die entsprechenden Schwierigkeiten einfach typischerweise so spät auftreten, dass man sie gar nicht mit der Bühnenhypnose in Zusammenhang bringt, begründet er, soweit ich sehe, an keiner Stelle des Textes. Weder einen Beleg noch irgendein ARgument dazu habe ich gefunden. Diese Äußerung muss m.E. als sehr unplausibel erscheinen, und mit demselben Recht könnte man dann von allen möglichen Dingen behaupten, dass sie großen Schaden anrichten, und dass man ihn nur nicht bemerkt. Wenn keine Hinweise bestehen, dass ein Verfahren mit besonderen Komplikationen verbunden ist, sollte man stattdessen erst einmal davon ausgehen, dass in der Tat auch nicht viele Probleme auftreten - dies zumindest, solange nicht gute Argumente für die gegenteilige These vorliegen. Kossaks Kommentierung der Showhypnose ist - im Vergleich jedenfalls - partiell sicher akkurater als manches andere, was man so liest. Nach wie vor ist seine Haltung zur Bühnenhypnose allerdings äußerst negativ. LG Miraculus Für Interessierte darf ich zusätzlich vielleicht auch auf einen Artikel verweisen, den ich vor ein paar Tagen veröffentlicht habe. http:// hypnoseinfos.wordpress.com/2013/10/16/eine-etwas-freundlichere-sicht-auf-die-buhnenhypnose/ (Bitte Leerzeichen entfernen)
  • Hallo Miraculus Ich möchte dir dies eine mal gern ein Kompliment aussprechen. Dein Text ist sehr gut und sauber geschrieben. Bin neidisch............:-) Danke für deine ausführliche Darstellung und hoffentlich bis bald. GHanz liebe Grüße: Christiane
  • Hallo Miraculus, geschätzter Kollege hat nun Fehler eingeräumt, die er aber wieder zu lindern versucht. Sorry aber dann soll er halt dazu stehen, dass er davon wenig Ahnung hat. Er schadet sich letztendes selbst dadurch. LG Garry Moon
  • @ Christiane: Wie ich feststellen muss, war ich unhöflich. Wollte Dir noch antworten, hab es dann aber vergessen. vielen Dank für die Blumen. :) Aber kein Grund zum "Neid", ich habe mir auch Zeit genommen. @ Garry: Ahc so. ;) Hatte schon gefürchtet, dass Du einen meiner Texte meinen könntest. Ja, die Situation ist halt leider so, dass es bei der Hypnose oft nicht allein nach Vernunft und sachlichen gesichtspunkten geht. Da spielen auch berufspolitische gesichtspunkte. Und eine Reihe von Klinikern kann die Showhypnose auf den Tod nicht ausstehen. Revenstorf beispielsweise spricht von der "geradezu bschwachsinnigen Showhypnose", wenn ich mich richtig erinnere. Wobei er wohl mal auf einer Bühne war, wo er Rasierschaum trinken musste - vielleicht kann man da seine Aversion "ein Stück" weit verstehen. Allerdings scheinen solche Eskapaden heutzutage zum Glück kaum noch stattzufinden - aber das wisst ihr besser. :) LG Miraculus
  • Ne, der Revenstorf sagt nicht, dass Bühnenhypnose nicht echt sei. Das muss man ihm zugute halten. Er sieht sie nur sehr negativ. Zu dem Erlebnis sagte er irgendwo, dass er zwar wusste, dass es Rasierschaum ist, aber (aufgrund des sozialen Drucks) ihn dennoch gegessen hat. Na ja, wie dem auch sei, die Aktion mit dem Rasierschaum ist ja an sich auch nicht gut. Andererseits muss man als Wissenschaftler auch erkennen, dass man nicht aus Einzelfällen auf die ganze Showhypnoose schießen darf. Ich denke mal, dass heute wohl kaum noch ein Bühnenhypnotiseur solche Sachen macht. Würde wohl auch schlechte presse geben und der ganzen Zunft schaden. Kossak war das, der nahegelegt hat, dass die Bühnenhypnose keine richtige Hypnose sei. Wobei er das auch nicht ganz klar gesagt hat, bzw. nicht ausgeschlossen hat, dass in manchen Fällen auch Hypnose stattfindet. Diese leute drücken sich grundsätzlich sehr vorsichtig aus, so dass man sie auch schlecht festnageln kann. In Deutschland gibt es kaum ausgewogene Beurteilungen zur Bühnenhypnose. Im englischsprachigen Raum ist das anders. Jedenfalls haben manche Leute das Gefühl, dass die Hypnose ihnen ganz allein gehört, und dass die Showhypnotiseure ihr Eigentum besudelt. Klingt komisch, aber da scheint wohl was daran zu sein. :huh: LG Miraculus
  • Hallo Miraculus, die Ausrede mit dem sozialen Druck lasse ich nicht gelten. Wenn jemand die Möglichkeit hat auszusteigen, dann tut er es - oder die Kritikfähigkeit ist so eingeschränkt, dass es egal wird. Hier bin ich wieder beim Thema welches wir schon mal besprochen haben. Der Kossak allerdings schreibt ja, dass die Bühnenhypnotiseure die Halsschlagader abdrücken... nun also mir fehlen die Worte. Es gibt leute und das sind nicht wenig, die hinterfragen solche Doktorenaussagen erst gar nicht mehr :evil: Ich spreche ihm seine Verdienste ja gar nicht ab, aber Ahnung von richtiger Hypnose haz er zweifelsfrei nicht! Ja das istz Deutschland und das hochgehebe von Erickson ist genau das gleiche in grün. Kommt aus der selben Linie und versucht deren Hypnoseart zu sein. Man brauchte etwas anderes, unmöglich die funktionierenden Methoden anzuwenden. Da machen wir mal ein bisschen Kuschelhypnose und nutzen unsere bezahlten Sitzungen aus. Ach was ich noch sagen wollte Erickson war nicht der Erfinder der indirekten Art..... Aber egal, lassen wir ihnen ihr Spielzeug und schauen bei den Treiben zu... :) Natürlich wende ich es auch in verschiedenen Fällen an, je nach Klient - aber zu behaupten es wäre das einzig Wahre ist schon dreist! :evil: LG Garry Moon
  • [quote]Es gibt leute und das sind nicht wenig, die hinterfragen solche Doktorenaussagen erst gar nicht mehr :evil:[/quote] Genau das ist ein Problem. Wer einen Text dieser Art liest, der wird meinen, dass dies (und andere Behauptungen( zutreffend sind. Ich hatte damals ja auch in verschiedenen Foren gefragt, und nur Willy wusste von Bühnenhypnotiseuren, die auf die halsschlagader drückten - die aber waren in den 70er Jahren tätig, und in Frankreich. Es existiert m.E. in Deutschland keine ausgewogene Beschäftigung mit der Bühnenhypnose. In anderen Ländern ist das teils anders. Ein angesehener britischer EHypnoseforscher (Heap, zusammen mit Aravind) beispielsweise zählt eine ganze Reihe von angeblichen Schäden auf, die durch Bühnenhypnose angerichtet worden sein sollen, und kommentiert dann: [i]"Scharfsinnige Leser mögen ein gewisses Unbehagen empfinden, wenn sie sich diesen Katalog von Krankheiten und Symptomen durchlesen, aber nicht wegen der Verwüstung, den diese Form der öffentlichen Unterhaltung anzurichten scheint. Kann ein Verfahren, das grundsätzlich eine Person beinhaltet, die mit einer anderen verbal kommuniziert, und das dem Anschein nach eine harmlose Art zu sein scheint, auf die Leute sich amüsieren, tatsächlich in der Lage sein, eine derart verwunderliche Anzahl von medizinischen und Problemen verursachen, darunter schweren psychiatrischen Krankheiten und Tod? Existiert irgendein Symptom oder eine Erkrankung, die es [u]nicht[/u] verursachen kann? Welche andere vergleichbare Aktivität richtet soviel Verheerung an? Könnten die Leser vermuten, dass manche Leute einen Grund haben, die Gefahren der Bühnenhypnose zu übertreiben? Heutzutage muss man niemanden mehr daran erinnern, wie schwierig es bekanntermaßen ist, zu beweisen, dass etwas, was weit verbreitet ist, gefährlich ist, wenn dies nicht offensichtlich ist. Ist es nicht unverantwortlich, ohne den Rückhalt umfangreicher und sorgfältig kontrollierter Forschung zu verkünden, dass etwas, was im öffentlichen Raum ist, dermaßen gefährlich ist?"[/i] So einen kritischen kommentar wird man beispielsweise von einem deutschen Hypnoseexperten kaum lesen. In einem Punkt muss ich Kossak allerdings in Schutz nehmen. Er scheint ein recht ausgewogenes Verhältnis von klssischer und eriscksonscher Hypnose zu zeigen. Das hat er auch schon früher getan. Es sind nur manche Kliniker, die eine negative EInstllung zur klassischen Hypnose haben und sie gegen die moderne ausspielen. (Und dann gingt es ja noch einen uns beiden bekannten "Super-Experten", den umgekehrten Weg geht und die klassische Hypnose zur wahren und einzigen erklärt. ;) ) Soweit ich weiß, garv es in der Tat auch vor Erickson schon indirekte Methoden, aber weißt Du dazu mehr? LG Miraculus
  • Ja klar weiß mehr darüber, mitte der 20ger des 20sten Jahrhunderts arbeiteten schon deutsche Hypnoseärzte mit verschiedenen Varianten in der Hypnosetechnik. Diese beweisen schon damals, dass Menschen manchmal eben doch Sachen tun, die sie normalereise nicht tun würden. Alles Andere wäre vollkommen unlogisch. Diese Aussagen decken sich mit meinen Erfahrungen und habe mich richtig gefreut als ich endlich mal Lesestoff hatte, der mein Denken bestätigt. :whistle: LG Garry
  • @ Garry: Vielelicht mal ne andere Überlegung: Wenn ich Dich richtig verstehe, definierst Du Hypnose so, dass sie auf Gehorsamsbereitschaft hinausläuft. Wenn das so ist, wie soll man dann überprüfen, ob das stimmt? Man müsste ja vergleichen, wie gehorsam hypnotisierte und nicht-hypnotisierte Personen jeweils sind. Dann könnte man sehen, ob die Hypnotisierten tatsächlich folgsamer sind. So wie ich Dich verstehe, würdest Du aber sagen, dass all jene, die besonders gehorsam sind, auch hypnotisiert sind. Es scheint mir so, als ließe sich die Behauptung vom erhöhten Gehorsam Hypnotisierter nicht überprüfen, weil Du Gehorsam und Hypnose nicht uanbhängig voneinander definierst, so dass man das eine mit dem anderen vergleichen könnte. Oder verstehe ich das einfach falsch? LG Miraculus
  • Hallo Garry, hallo Miraculus Ich habe eure Diskussion sehr gut verfolgen können. Mich fesselt richtig der Ehrgeiz den ihr zwei entwickelt habt, dennoch liest sich das genze derzeitig eher als Kampf zweier Titanen. Seid ihr Konkurrenten, oder Mitspieler im Kampf gegen Missbrauch der Hypnose, dies möchte ich nun euch zwei Fragen. Liebe Grüße: Christiane
  • Hallo Christiane, es gibt in der Szene 2 Meinungen, die einen sagen, dass in Hypnose nur etwas möglich ist, was auch jemand im Wachzustand tut. Die zweite Meinung ist, das unter gewissen Voraussetzungen in Hypnose alles geht. Deshalb gibt es solche Threads, wo teilweise heftig diskutiert wird. ;) LG Garry Moon
  • Hi Christiane, Garry und ich sind sicherlich beide, wenn man so will "Kämpfer gegen den Missbrauch", auch wenn wir teilweise andere Meinungen haben. Aber das ist (in diesem Forum ;) ) kein Problem, weil man gut miteinander umgehen und sachlich diskutieren kann, wenn man auch mal was anders sieht. Man kann ja auch gewöhnlich etwas aus einer kontroversen Debatte lernen. LG Miraculus
  • Hallo Miraculus, genau aus diesem Grund, weil ich auch schon Personen hatte, die in Hypnose nachweislich, also nicht eingebildet, zu Dingen gebracht wurden, die sie sonst nicht tun würden. Einige wurden sogar für krank erklärt, bis irgend jemand mal auf die Idee kam in eine andere Richtung zu forschen. Es ist wirklich ein spannendes Thema, obgleich es nicht unbedingt über den Gehorsam geht, sondern über die Kritikfähigkeit und deren Einschränkung, bis hin zum Verlust. Hier kann alles erklärt werden, jegliches Phänomen oder was auch immer. Dies kann auch ohne formelle Einleitung geschehen, siehe Tiefenkommunikation nach Garry Moon. Das ist aber keineswegs ein "Non-State" Zustand, da es den nicht gibt.... ;) In meinem neuen Buch "Der dunkle Hypnotiseur" werden diese Themen in Romanform beschrieben und es sind Phänomene, die nachweislich passiert sind. LG Garry Moon
  • Aufgrund des Hypnosemuseums woran ich gerade für den 2. Dezember bastel bin ich auf einen deutschen Arzt Oskar Voigt gestoßen. Er war schon existend im 19 Jahrhundert. Wisst ihr etwas von ihm? oder habt ihr noch zwei/drei wichtige Eckdaten mit Namen für mich. Soll keine Geschichte sein, sondern Eckdaten für ein Gesprächsaufbau. Liebe Grüße: Christiane