Einige Anmerkungen zur Showhypnose

  • Hallo zusammen, da ich kein Showhypnotiseur bin, komme ich nur indirekt zu meinen Erkenntnissen, durch Informationen von Showhypnose oder durch Fachliteratur. Falls also Ergänzungen, Kritik, Korrekturen oder neue Gedanken kommen würden, insbesondere von "Profis" aus der Bühnenhypnose, aber auch von Teilnehmern, wäre das bereichernd. Unter diesem Vorbehalt will ich einige Aspekte der Bühnenhypnose anhand der ganz wenigen Forschungen, die es auf diesem Gebiet gibt, etwas näher beleuchten. Zwar habe ich das teilweise bereits getan, hier soll es aber (auch) um andere Fragen gehen. Folgenden Gesichtspunkten will ich mich zuwenden: 1. Erleben die Probanden den Ablauf einer Showhypnose positiv oder negativ? 2. In welchem Maß erleben die Probanden hypnotische Effekte tatsächlich (und "faken" sie also nicht)? 3. Wie verhält es sich mit der spontanen posthypnotischen Amnesie? Tritt sie bei der Bühnenhypnose besonders häufig auf? Welche Erfahrungen im Hinblick auf ihre Kontrolle über sich selbst machen die "Subjekte" der Showhypnose? 5. Ist Showhypnose nur Schauspielerei? 1. Positive vs. negative Erfahrungen Die meisten Personen haben hauptsächlich positive Erfahrungen, einige gemischte, und wenige rein negative. Bei einer Studie durch einige Hypnoseforscher (Crawford, Kitner-Triolo, Clarke und Olesk) hatte nur eine Person (von 22) ausschließlich negative Erfahrungen gemacht. Diese Daten stimmen gut mit denen von Versuchspersonen überein, die bei der Hypnoseforschung, aber auch anderen psychologischen Experimenten oder alltäglicheren Aktivitäten mitmachen. Die Problematik liegt darin, dass bei der zuletzt genannten Untersuchung nicht das Wohlbefinden vor mit dem nach der Hypnose verglichen wurde. Es wurde nur das Befinden nach der Showhypnose und während ihr erhoben.Es macht ja aber durchaus einen Unterschied, ob jemand, der sich vor der Hypnose prächtig gefühlt hat, sich anschließend mies fühlt, oder ob jemand, der sich bereits vor der Teilnahme schlecht gefühlt hat, sich auch danach noch unwohl fühlt.) Die einzige Untersuchung (durch MacKillop, Lynn & Meyer, die diesem Problem gerecht wird und den Zustand von Probanden (67 an der Zahl) vor und nach der Showypnose verglichen hat ), gelangte zu folgenden Ergebnisse: Es gab durch die Showhypnose keine bedeutenden Veränderungen des Wohlbefindens. Das Wohlbefinden und die Einstellungen zur Hypnose änderten sich aber eher in eine positive Richtung, wobei die Teilnehmer vermutlich bereits von Anfang an der Showhypnose wohlwollend gegenübergestanden hatten. Was man bisher nicht unternommen hat, ist ein Vergleich von Showhypnose und anderen Formen der Unterhaltung (wo beispielsweise Freiwillige etwa von einem Animateur auf eine Bühne gebeten werden.) Und da auch die verfügbaren Untersuchungen bisher nur eine recht begrenzte Anzahl von Iddividueln erfasst haben, sind die aus ihnen gewonnenen Erkenntnisse nicht absolut. Es könnte so gesehen also durchaus seltenere dramatische Einzelfälle geben. Allerdings kam auch eine unabhängige Experten-Gruppe für psychische Gesundheit in Großbritannien nach Durchsicht aller verfügbaren Daten und bekannten Einzelfälle zu der Auffassung, dass Showhypnose (relaiv) sicher ist, verglichen mit anderen Freizeitaktivitäten, jedenfalls wenn wichtige Sicherheitsregeln eingehalten werden. 2. Erleben Teilnehmer bei der Showhypnose die suggerierten Effekte wirklich? Crawford und Kollegen befragten Teilnehmer von Showhypnose-Dabietungen im Nachhinein, was sie erlebt hatten. Das Ergebnis war, dass die meisten der Probanden die suggerierten Phänomene, die sie verhaltensmäßig gezeigt hatten, auch subjektiv erlebt hatten. Bei schwierigen Phänomenen wie positiven und negativen Halluzinnationen erlebten jedoch weniger Probanden die Phänomene als bei einfachen Suggestionen; das verwundert nicht. Etwa vier Fünftel der suggerierten (und verhaltensmäßig ausgeführten) Phänomene wurden im Schnitt erlebt. Es kann also gesagt werden, dass die Teilnehmer bei Bühnenshows hypnotische Phänomene typischerweise nicht "faken", sondern erleben. (Allerdings variert das Ausmaß von Individuum zu Individuum, und es scheint Ausahmen zu geben.) Zudem maßen Crawford und Kollegen die hypnotische Suggestibilität einiger dieser Teilnehmer mit einer Standard-Hypnose-Skala (SHSS:C) einige Wochen nach der Show. Es stellte sich heraus, dass die Suggestibilität dieser Personen überdurchschnittlich hoch war. Außerdem gab es einen deutlichen statistischen Zusammenhang zwischen den Werten, den diese Personen auf der SHSS:C erreichten, und der Anzzahl von Suggestionen, die sie während der Showhypnose subjektiv "passiert" hatten. Je höher das eine, desto höher (im Schnitt) auch das andere. Zusammengenommen sprechen diese Ergebnisse deutlich für die "Echtheit" der Bühnenhypnose (s.u.). 3. Posthypnotische Amnesie Die Showhypnotiseure hatten im Fall der Crawford-Studie ausdrücklich suggeriert, dass die Teilnehmer KEINE Amnesie haben werden (sondern sich an alles erinnern) werden. Dennoch zeigten viele Personen zumindest eine partielle Amnesie, und einige dieser Teilnehmer konnten sie trotz Mühe auch längerfristig nicht überwinden. Etwa ein Drittel der Probanden hatte auch nach längerer Zeit zumindest noch partielle Amnesie. Drei von 22 Personen hatten sogar bleibend eine starke Amnesie. Eine Erklärung, die manchmal angegeben wird, ist, dass die Amnesie bei der Showhypnose eine Schutzfunktion für unangenehme Erlebnisse darstelle. Da es allerdings insgesamt recht wenige stark negative Erfahrungen zu geben scheint, ist diese Erklärung nicht befriedigend. Und von den drei Personen (aus der Studie von Crawford und ihren Kollegen), die dauerhafte "großflächige" Amnesie zeigten, war nur eine hinsichtlich der Showhypnose beunruhigt beunruhigt, während die anderen zwei sich keine weiteren Sorgen machten (was eher dagegen spreche dürfte, dass ihre Erfahrungen auf der Bühne verdrängte "Traumata" darstellen). Selbst Personen, die bei der experimentellen Hypnose hohe Suggestibilität zeigen und schwierige Phänomene leicht erleben können, zeigen nur zu einem geringen Prozentsatz spontane (!!) Amnesie (ca. 7%). Warum der Prozentsatz bei der Showhypnose so viel höher ist, und das, obwohl die Showhypnotiseure die Amnesie sogar aktiv durch Suggestionen zu verhindern versuchten, ist unklar. Nach meiner persönlichen Vermutung spielt es eine Role, dass Personen bei experimenteller und klinischer Hypnose die Sitzung in ein "Kontinuum" eingebettet erleben, während die Bühnenhypnose eine ganz außergewöhnliche Situation darstellt, mit einer ausgeprägten Diskkontinuität zu allem davor und danach. (Das ist aber nur meine Vermutung.) 4. Gefühle des Kontrollverlustes Relativ viele Teilnehmer der Showhypnose hatten das starke Gefühl eines einschneidenden Kontrollverlustes (5 von 22). Einige meinten, dass sie fast alles gemacht hätten, was ihnen der Hypnotiseur befohlen hätte, aber keine völlig unmoralischen oder illegalen Dinge. Wieder andere fühlten sich dermaßen kontrolliert, dass sie sagten, dass sie selbst einen Mord begangen hätten. Dieses Gefühl des Kontrollverlustes wurde naheliegenderweise als unangenehm und irritierend erfahren. (Es soll darauf hingewiesen werden, dass auch gute hypnotische Probanden objektiv nicht gehorsamer als "Wache" sind, solange derselbe soziale Druck und dieselben situativen Bedingungen bestehen. Das Gefühl des Kontrollverlustes scheint mehr die Ebene des Erlebens als die des Verhaltens zu tangieren.) Aus solchen Gründen gehört zu den Sicherheitsmaßnahmen, die vorgeschlagen wurden, dass den Probanden auf einer Show-Bühne vermittelt wird, dass sie nicht die Kontrolle verlieren. 5. Es wird oft gesagt, dass Showhypnose nur Fake sei. Die Daten von Craford und ihren kolegen bieten die beste Grundage von allen Studien zum Thema,um gegen so eine AUffassung zu argumentieren. a) Die Teilnehmer berichteten in Interviews, dass sie viele Effekter tatsächlich erlebt hatten, oft auch schwierige Suggestionen. b) Die Probanden waren überdurchschnittlich hypnotisch suggestibel, wie sich bei späteren Messungen zeigte. c) Zwischen den späteren Messergebnissen zur Suggestibilität und der Anzahl der Suggestionen, die auf der Bühne erlebt wurde, gab es einen erheblichen statistischen Zusammenhang. c) Auffallend viele Probanden zeigten zumindest vorübergehend eine partielle oder ausgeprägte Amnesie. d) Auffallend viele Probanden hatten das starke Gefühl einer veränderten Kontroll-Wahrnehmung. Zusammengenommen beweisen diese Umstände m.E. sehr klar, dass Showhypnose "funktioniert", auch wenn einzelne Reaktionen gespielt sein können. Showhypnose ist also kein Fake. (Man kann jetzt sagen, dass das doch eigentlich eh klar ist, aber dennoch finde ich es interessant, wenn das auch noch wissenschaftlich bewiesen wird.)
  • Hallo Miraculus, nun wenn es erst dann glaubwürdig ist, wenn es einen wissenschaftlichen Beweis gibt, dann frage ich mich, wie sich unser Beweis nennt? :P Betreiben wir nicht auch eine Wissenschaft wenn wir solche Sachen probieren und tun? ;) Dennoch ein schöner Beitrag und ich möchte hier auch noch einmal anführen, dass die weitverbreitete Meinung, dass Showhypnose schädlich sein kann, nicht im Ansatz stimmt. Es ist noch nie vorgekommen, dass ein Teilnehmer Bilder erlebt hat, die hochgekommen sind. Damit verbundene Erlebnisse oder Abreaktionen sind mir ebenfalls nicht bekannt. Auch auf die Nachfrage diesbezüglich bei Kollegen habe ich die gleiche Antwort erhalten. Nun ist das aber auch vollkommen logisch und nachvollziehbar warum das so ist. Wenn also irgend etwas Unvorhersehbares passiert, dann in der Therapie und auch in Leerhypnosen. LG Garry Moon
  • Hi Garry, da stimme ich Dir durchaus zu! Auch ohne "spezielle wissenschaftliche" Befunde würde ich glauben, dass Showhypnose funktioniert. Interessant finde ich solche Forschungen dennoch, auch, weil es vielleicht Leute gibt, die so eher zu überzeugen sind (ich selbst gehöre nicht dazu). Deinen Bericht aus erster Hand finde ich sehr interessant. ich habe wie gesagt keine direkten Erfahrungen, sondern muss mich auf Quellen wie Showhypnotiseure, Showhypnose-Bücher, oder eine ganz kleine Anzahl "wissenschaftlicher" Untersuchungen verlaassen. Jedenfalls stimmt Deine Aussage vom geringen Risiko auch gut mit der Untersuchung einer britischen Experten-Kommission überein: Demnach ind garvierende negative Erlebnisse selten, und dauerhafte negative Folgen nur bei einer winzigen Minderheit zu konstatieren. Außerdem kamen die Psychiater und Psychologen zu dem Schluss, dass dieselben psychischen probleme auch durch alltäglichere Eriegnisse wie einen horrorfilm, einen Rausch etc. hätten entstehen können. Natürlich ist im Leben fast gar nichts ABSOLUT harmlos. Man kann auch in einer Pfütze ertrinken. Es geht immer um das Ausmaß der Gefährlichkeit. Gefährlich scheint Showhypnose dann zu sein, wenn der Showhypnotiseur technisch und ethisch unprofeessionell vorgeht. Da gab es früher wohl schon bedenkliche Fälle, aber in den letzten jahrzehnten schent die Lage zumindest im deutschsprachigen Raum relativ entspannt zu sein. Oder was meinst Du dazu? LG Miraculus
  • Hallo Miraculus, [quote]Natürlich ist im Leben fast gar nichts ABSOLUT harmlos. Man kann auch in einer Pfütze ertrinken. Es geht immer um das Ausmaß der Gefährlichkeit. Gefährlich scheint Showhypnose dann zu sein, wenn der Showhypnotiseur technisch und ethisch unprofeessionell vorgeht. Da gab es früher wohl schon bedenkliche Fälle, aber in den letzten jahrzehnten schent die Lage zumindest im deutschsprachigen Raum relativ entspannt zu sein. Oder was meinst Du dazu?[/quote] Da gebe ich dir völlig recht, so sehe ich das auch. Und ja ich denke in unserem Raum ist die Gefahr wirklich geringer, da die Hemmschwelle für gewisse Sachen größer zu sein scheint. Dennoch gehe ich von einer gewissen Dunkelziffer aus, zumindest was die ethischen Fragen betrifft. Hierbei handelt es sich aber sicherlich nicht um Kollegen, die in der Öffentlichkeit arbeiten oder sich im www präsentieren, sondern die, die man nicht kennt... LG Garry Moon
  • Hallo alle zusammen, @Miraculus, Showhypnose wäre wahrscheinlich schon längst verboten, wenn etwas Außergewöhnliches passiert wäre oder ein absoluter Dilletant am Werke war, der großen Schaden angerichtet hat. Und dann ist natürlich das Medieninteresse dementsprechend groß. Einzelbeispiele würden dann automatisch der gesamten Showhypnose unterstellt, und es so dargestellt, dass hier etwas Hochgefährliches passiert. [quote='Garry Moon','http://www.hypnoseausbildungscenter.de/index.php?thread/&postID=4212#post4212'] ... und ich möchte hier auch noch einmal anführen, dass die weitverbreitete Meinung, dass Showhypnose schädlich sein kann, nicht im Ansatz stimmt.[/quote] Da stimme ich Dir voll zu! Zumindest wenn der Hypno Ahnung von der Materie hat. [quote='Garry Moon','http://www.hypnoseausbildungscenter.de/index.php?thread/&postID=4212#post4212'] Wenn also irgend etwas Unvorhersehbares passiert, dann in der Therapie und auch in Leerhypnosen. [/quote] Sorry Garry, aber das sehe ich nicht ganz so absolut. In seiner Anfangszeit ist dem Hypnotiseur aus dem Moviepark (der später zu einem der (aller)besten Showhypnos Deutschlands avancierte) folgender Fehler in seinen Suggestionen unterlaufen, dass er einen Trigger (Wegschnipsen zur Hypnosereinduktion) [u]nicht[/u] ausschließlich auf seine Person bezogen hat. Die Folge war, dass die hypnosebegeisterten Jugendlichen sich [u]nach[/u] der Hypnoseshow gegenseitig "weggeschnippst" haben. :P Später hat er seinen Fehler korrigiert und Laienhypnosen wurden dann generell in diesem Freizeitpark untersagt. In Israel ist vor dem Showhypnoseverbot einmal folgendes passiert. Der Showhypno versetzte seine Probandin in ein Alter von 2 Jahren und sie erlitt eine schlimme Retraumatisierung. Warum? Weil sie in diesem Alter in einem deutschen Konzentrationslager interniert war! Das konnte der Showhypno natürlich nicht wissen. Auch in Deutschland passierte nach W. Eberwein einem guten und routinierten Showhypno folgendes: Er suggerierte einer jungen Frau, dass die neben ihr sitzende ältere Frau ihre Mutter sei. Auch sie erlitt eine schlimme Retraumatisierung. Denn ihre Mutter war nach einem dramatischen Verkehrsunfall schon lange verstorben! Auch hier konnte der Showhypno nichts dafür, nur das zeigt aber die Grenzen und Gefahren der Showhypnose, zumindest in Einzelfällen. Mit freundlichen Grüßen hypnofan
  • Hallo Steffen, natürlich gehe ich davon aus, dass der Hypno sein Handwerk versteht! Hier zeigt es in allen Fällen Fehler, die bei einer guten Ausbildung angesprochen werden. Natürlich machen wir alle Fehler, aber der Sinn einer Ausbildung liegt darin, seine Erfahrung weiter zu geben und damit Fehlerquellen zu minimieren. Diese Erfahrung kann halt schlecht in ein paar Hypnosen gemacht werden. Deshalb ist es auch sehr wichtig, einen erfahrenen Ausbilder zu finden. Was ich meinte ist das erleben von Abreaktionen oder anderen Gefahren ohne wissentlichen und suggestiven Einfluß des Hypnotiseurs wie es in Leerhypnosen oder auch Phantasiereisen vorkommen kann. Ich meine soetwas, wie du selbst auch auf einem Seminar gesehen hast. Die Dame ist damals von selbst hineingerutscht. Da heisst es dann sie wieder aus dem Erlebnis zu holen. Diese Art von Retraumatisierung gibt es unter normalen Umständen nicht in der Show, ausser der Hypno macht den Fehler und arbeitet darauf zu. Zu deinen Fällen, 1 Movipark, Anfängerfehler, der leicht zu beheben ist. 2 Standard Sicherheitsfehler in der Regression. 3 Typischer Anfängerfehler-Gefahr durch falsche Suggestion, man lässt niemals in der Show nahestehende Personen halluzinieren....man kennt die Zusammenhänge nicht. LG Garry Moon
  • Hallo Garry, vielen Dank für Deine profunde Antwort. :) Es geht eben doch nichts über eine fundierte Ausbildung, obwohl Fehler auch bei Hypnos vorkommen, die schon jahrelang im "Geschäft" sind. Aber das kann einem auch in anderen Lebensbereichen passieren. Verstehe zumindest Deine Aussagen besser, als vorher. Aber dazu ist ein Forum ja da. Mit freundlichen Grüßen hypnofan (Steffen)
  • Hallo zusammen, a) Das mit dem Wegschnippen ist sicherlich ärgerlich, aber nicht unbedingt wirklich "schlimm" und lässt sich, wie Garry schon schrieb, leicht verhindern. Der Fall ist auch komplizierter, als es auf den ersten Blick zu sein scheint, aber dazu vielleicht ein andermal mehr. b) Zum Fall, den Eberwein schildet: Das ist natürlisch schon ärgerlicher. Allerdings sind die Angaben, die Eberwein uns gibt, relativ sspärlich. Garry hat recht, dass so etwas vermeidbar sein sollte. c) Was den israelischen fall angeht, so hatte ich vor Jahren einmal den Original-Bericht gelesen, aber meine Erinnerung daran ist nicht mehr frisch. Etwas war für die Teilnehmerin wohl irritierend, aber ich bin nicht sicher, ob Hypnofan ganz recht hat und eine suggerierte oder spontane Regression stattfand. nach der Shwo war sie wohl recht normal, aber einige Stunden nach der Show fiel die Teilnehmerin in einen dissoziativen Stupor- das ist eine Art "hysterisch" bedingte Starre, in der jemand sich kaum noch bewegt, obwohl mit dem Gehirn, den Nerven und Muskeln alles in Ordnung ist. Der Haupt-Autor jenes Artikels kam zu dem Schluss, dass die junge Frau einfach nur nicht richtig "dehypnotisiert" sei, aber das ist natürlich Unsinn. Jedenfalls schaffte er es durch psychologische Mittel, sie wieder zu einem normalen Verhalten und normaler Bewgung zu bringen. (Nach seiner Vorstellung hat er sie "dehypnotisiert".) Der jungen Frau ging es dann besser,und sie wurde dann auch noch regelmäßig therapeutisch behandelt, aber nach einiger Zeit - ich weiß nicht ob Wochen oder Monate später - kam sie wieder mit einen dissoziativen Stupor ins Krankenhaus- diesmal ganz ohne (Show)hypnose. Man vermutete nun, dass sie sich damit an den Therapeuten rächen und deren Aufmerksamket erringen wollte, weil sie sich vernachlässigt fühlte. Es ist natürlich schwierig, jetzt die kausale Rolle des Showhypnose für den ersten Stupor zu bestimmen, und man kann auch nicht ohne Weitres einen größeren Einfluss ausschließen. Meine Interpretation aus der Erinnerung ist aber doch eher, dass die junge Frau ohnehin in einer anfälligen Vorverfassung war, und dass dann negative Erlebnisse wie diese spezielle Showhypnose oder die so wahrgenommene Vernachlässigung durch die Therapeuten zu psychopathologischem Verhalten führten. d) Ein anderer Fall, der mir einfällt, ist ein informeller Versuch durch einige Kliniker, ich glaube der MEG. Diese hatten sehr negative Erlebnisse währnd einer Show, und zwar offenbar auch ohne besonderes Zutun des Hypnotiseurs. Der Fall scheint echt zu sein, aber die negativen Erlebnisse waren derart zahlreich, dass ich sehr stark vermute, dass die Probanden schon mit einer extrem negativen Erwartungshaltung in die Situation gegangen sind, und dass dann diese Erwartung zu den Problemen geführt hat. e) Vor längerer Zeit hatte ich mal einen Film verlinkt, aber ich weiß nicht ob auch hier, weil ich nicht weiß, ob dieses Forum damals bereits existiert hat. Revenstorf erzählt dort davon, dass er bei einer Showhypnose als Teilnehmer mitmachte und den Befehl bekam, Rasierschaum zu trinken (mit Geschmacks-Halluzination versehen). Die Geschmacks-Halluzination erlebte er nicht, und er weußte, dass es Rasierschaum war und fand ihn eklig, aber aufgrund der Situation hat er ihn verzehrt. Seitdem scheint er jedoch keine allzu hohe Meinung von der Bühnenhypnose zu haben - was man ihm schwerlich verdenken kann. Allerdings ist dieses Erlebnis nun wohl auch schon viele Jahre her, und ich weiß nicht, ob so etwas heute noch möglich wäre. Es scheinen heute doch ein größerer Konkurrenzdruck und eine höhere Professionalität zu herrschen. f) Der britische Hypnoseforscher J. Gruzelier erwähnt in einem Artikel eine private Korrespondenz mit Burkhard Peter. Peter berichtet demnach von einem Fall, wo ein Showhypnotiseur Schadensersatz wg. Probleme im Zusammenhang mit der kataleptischen Brücke leisten musste. Einige andere negative Erfahrungen aus anderen Ländern könnte man noch diskutieren, aber das mag nun reichen. Letztlich scheint es so zu sein, dass negative Fälle relativ selten sind. Grundsätzlich ist es natürlich so, dass ein Showhypnotiseur für sein Tun zivil- und strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden kann. Damit besteht auch schon eine gewisse Kontrolle. Eberwein schreibt: "Die beiden größten deutschen Hypnotherapeutengesellschaften M.E.G. und DGH forderten auf der 2.Europäischen Hypnose-Konferenz 1995 in München das Verbot der Bühnenhypnose und beschlossen, durch Showhypnose geschädigte Personen rechtlich zu unterstützen." Hieraus scheint jedoch wenig geworden zu sein, und zwar wohl auch deshalb, weil es einfach zu wenige "Opfer" gibt. In Großbritannien gab es in den 90er Jahreneinen relativ heftigen Streit um die Bühnenhypnos, nachdem eine junge Frau nach einer Show gestorben ist und eine Verbidung auf den ersten Blick als plausibel erscheint (auch wenn der Gerichtsmediziner und ein Sachverständiger mit vernünftigen Argumenten eine Verbindung zur Showhypnose verneint haben). Der damalige britische Innenminister beauftragte dann eine Gruppe von Psychiatern und Psychologen, die besonders auf die Einschätzung psychischer Gefährdungen spezialisiert waren, die Showhypnose zu untersuchen. Es wurden solche Personen genommen, die selbst noch keine besonderen Erfahrungen mit Hypnose hatten, um die Neutralität zu garantieren; ist doch die Showhypnose bei klinischen Hypnotiseuren unbeliebt. Die Experten sahen sich nun die verfügbare Fachliertatur durch, sahen sich die Argumente verschiedener Gruppen an, und alle britischen Fällen, bei denen Showhypnose vermeintlich oder tatsächlich Probleme verursacht hatte. Es gab insgesamt aus einer Zeitspanne von 25 Jahren nur 25 solcher Fälle, und in einigen ist eine Verbindung zur Hypnose höchst farglich. Auch wenn man eine höhere Dunkelziffer annehmen kann, ist das immer noch wenig. Und so kamen die Experten zu dem bereits genannten Ergebnis: Showhypnose ist, verglichen mit anderen Freizeitaktivitäten, nicht besonders gefährlich. Und potentielle Gefahren können sehr wahrscheinlich durch einige einfache Sicherheitsmaßnahmen vehindert werden, wie das Vermiden ängstigender und leidvoller Suggestionen, gründliche Dehypnose usw. Das alles schließt aber natürlich nicht aus, dass es Fälle gibt, wo Teilnehmer sehr negative Erfahrungen machen....wie in dem Fall mit dem Rasierschaum, wobei so etwas hoffentlich der Vergangenheit angehört.
  • Hallo Miraculus, war natürlich nicht mit dabei. ;) Wahrscheinlich hatte er den Trigger nicht gelöscht oder er hat ihn nicht ausschließlich auf sich selbst bezogen. Oder er hat die Experimentierfreude seiner Probanden unterschätzt :lol:... Mit freundlichen Grüßen hypnofan
  • [quote]Oder er hat die Experimentierfreude seiner Probanden unterschätzt :laugh: ...[/quote] Das ist durchaus möglich. Denn selbst ein eher unerfahrener Hypnotiseur wird doch am Ende alle Suggestioen einzeln oder wenigstens allgemein löschen. Andererseits können aber auch ausdrücklich gelöschte Suggestionen reaktiviert werden. Dazu ein kleines Experiment, das ich einmal mit einem Freund, der eine sehr gute Versuchsperson ist, gemacht hatte: Ich hatte ihm suggeriert, dass er nach jedem Satz automatisch ein neutrales Wort sagt. Genau das tat er auch, merkte es aber nich, sondern stritt es ab. Sagen wir einmal, das Wort war "Frühlingswetter". (Es war ein anderes, aber das spielt keine Rolle.) Er sagte dann etwa: "Das stimmt doch gar nicht, ich sage doch gar nicht Frühlingswetter - Frühlingswetter." Das hat natürlich zugegebenermaßen eine ziemlich komische Seite, vor allem, wenn es sich ständig wiederholt. Erst als ich ihm ausdrücklich suggerierte, dass er er es merken würde, merkte er es auch. Nun empfand er das Aussprechen des Wortes aber als zwanghaft und konnte es nicht unterdrücken. Später hob ich die Suggestion dann ausdrücklich auf. Nun redeter er wieder ganz normal. Nach einiger Zeit fing ich an, wenn er einen Satz sagte, den letzten Teil zu wiederholen, in aufforderndem Ton "Frühlingswetter" anzufügen und ihn dabei erwartungsvoll anzusehen. Bald darauf reagierte er wieder auf die Suggestion: Nach jedem Satz sagte er zwanghaft "Frühlingswetter." Hier haben wir es zwar nicht mit einem "typischen" Trigger zu tun, aber die Sätze, die mein Proband aussprach, fungierten alle als Trigger. Und hier war die Suggestion ausdrücklich aufgehoben worden, undund ich hatte sie nicht formell erneuert. Und doch konnte ich ihre Wirkung respektive den trigger leicht reaktivieren. Allerdings sind solche Beispiele weniger "gefährlich" oder "bedenklich", als man meinen könnte - dazu müsste man aber lange ausholen. Ich habe jedoch vor, bei Gelegenheit mehr dazu zu schreiben. Jederzeit bin ich aber auch an den Erfahrungen anderer interessiert. LG Miraculus