Wie erlebt der Hypnotisand das Geschehen?

  • Hallo zusammen, Hypnose wird ziemlich allgemein nahezu ausschließlich aus der Perspektive des Hypnotiseurs beschrieben. Die Beobachtungen und Schlussfolgerungen des Hypnotiseurs stehen an erster Stelle. Wie der/die Hypnotisierte selbst den Vorgang wahrnimmt, ist kaum je das Thema, oder nur ganz am Rande. Insbesondere wird die versuchsperson kaum je interviewt und nach ihrer Erfahrung befragt. Dies gilt für nahezu die gesamte klinische und "allgemeine" Hypnose-Literatur; und auch für große Teile der hypnosewissenschaftlichen Literatur ist das wahr (obwohl es da Ausnahmen gibt, besonders in der auatralischen Forschngstradition). So gibt es beispielsweise Myriaden von Videos zur Hypnose bei youtube, bei denen meist eine Standard-Blitzinduktion zu sehen ist, meist in sehr bescheidener technischer Qualität aufgenommen. Ein Film hingegen, bei dem Hypnotisierte einfach mal verschiedene Dinge suggeriert bekommen, und in dem sie gefragt werden, wie sie den Zustand und die Phänomene erleben bzw. erlebt haben, existiert m.W. nicht; oder wenn doch, ist er mir unbekant (was bei der Vielzahl von Internet-Filmen aber nicht unbedingt mehr bedeuten muss, als dass solche Filme im Verhältnis extrem selten sind. Und natürlich gibt es da nichts herabsetzen). Nun will ich keinen Film dazu machen (obwohl es ein ziemliches Pionier-Projekt wäre), aber ich fände es interessant, wenn sich der eine oder andere mit Hypnose-Erfahrung zu Wort melden und über sein Erleben berichten würd. Oder auch der eine oder andere Hypnotiseur, der seinne Probanden befragt hat. Persönlich versuche ich oft, meine Versuchspersonen zu ihrer Erfahrung zu befragen. Kürzlich habe ich beispielsweise mit einem Freund, der sehr gut suggestibel ist, einige Versuche durchgeführt. Ich hatte auch schon mit formeller Hypnose bei ihm gearbeitet, aber diesmal benutzte ich Wachsuggestionen. Insbesondere suggerierte ich Halluzinationen verschiedener Sinne, Amnesie, Bewegungsblockaden und Agnosie (Nicht-Wissen der korrekten Wortbezeichnung für einen gegenstand). Dieser Proband reagierte sehr gut. Besonders interessierte mich, wie er die Umsetzung der Suggestionen erlebte. Er beschrieb sie etwa so: Wenn er auf die Suggestion reagieren möchte, wird sein Geist völlig leer, und nur noch die Suggestion ist präsent. Mehr weiß oder tut er nicht; die restliche Umsetzung erlebt er als automatisch, und er tut nichts bewusst dazu. Die Antwort ist auch deswegen interessant, weil dieses Erleben Parallelen zu der Erfahrung mancher tief Hypnotisierter besitzt. Einige "tief Hypnotisierte" erleben, dass ihre Aufmerksamkeit ganz auf den Inhalt von Suggestionen ausgerichtet ist, und dass die Worte des Hypnotiseurs so etwas wie einen Faden bilden, an dem sie entlang gehen und auf den sie ihre ganze Aufmerksamkeit richten. Das ist dann oft während großer Teile der Hypnose so, oder während der Hypnose insgesamt. (Mein Probanden, wo wir nur mit Wachsuggestionen gearbeitet haben, hatte dieses Erleben des entleerten und konzentrierten Geistes naheliegenderweise nur bei der Umsetzung von Suggestionen.) Diese Reaktionsweise würde man in der Hyünoseorschung übrigens als "konzentrativen" Stil bezeichnen: Der Hypnotisierte konzentriert sich einfach auf die Suggestion. (Dagegen grenzt man einen "konstruktiven" Stil ab, bei dem der Probande durch bestimmte Strategien die Suggestion unterstützt: Wenn beispielsweise hypnotische Blindheit suggeriert wird, stellt er sich etwa eine Sonnenbrille vor, die seine Sicht verdunkelt. Ein dritter Stil neben konzentrativ und konstruktiv wäre der "unabhängige": Das hypnotische "Subjekt" orientiert sich nur ungefähr an den Suggestionen des Hypnotiseurs, folgt ihnen aber nicht unbedingt, sondern passt sie ziemlich frei seinen Bedürfnissen an.) Solche Feinheiten sind aber nicht so wichtig (und ich erwähne sie nur als Randbemerkung für Interessierte). Deswegen meine Ermutigung an alles, die als Hypnotisierte oder Hypnotiseure etwas zu dem Thema "Subjektives Erleben bei der Hypnose" schreiben können. Schreibt auch was. ;) Es kann auch einfach und unspektakulär sein, ohne Fachgesipel, einfach nur bestimmte Erfahrungen. LG Miraculus