NLP im Marketing für den neuen Rundfunkbeitrag

  • Hallo alle zusammen, Der folgende Beitrag ist (leider!) nicht von mir, sondern von meinem geschätzten NLP-Lehrer Dr. Michael Schütte. Auch wenn es nicht Sinn eines Forums sein kann, lange Artikel fremder Autoren einfach abzukopieren ist es aus aktuellem Anlass ein gutes Beispiel, wie Sprachmuster aus dem NLP als Mittel der Politik ge- bzw. mißbraucht werden. [Abschrift des Artikels von Dr.Michael Schütte] "Wir beobachten zum Neujahr 2013 eine wundersame Verwandlung von den Rundfunkgebühren zum Rundfunkbeitrag, begleitet von einer Marketingkampagne (social marketing nennt man sowas), die diese Verwandlung medial absichert und – was ja die Aufgabe von Marketing ist – Sinn produzieren und Zustimmung erzeugen soll. Für NLP-ler eine interessante Aufgabe: Techniken der Beeinflussung zu identifizieren. NLP beschreibt, wie Zustimmung erzeugt wird. NLP bewertet weder die Zwecke, um derentwillen Zustimmung erzegt wird, noch die Mittel und Wege, wie Zustimmung erzeugt wird, so dass das Bewerten außerhalb des NLP stattfinden muss. Und da dies hier ein Artikel über NLP ist, werde ich zwar meine Bewertung äußern, diese aber als meine Bewertung kennzeichnen und so bleibt es jeder Leserin und jedem Leser selbst überlassen, eine eigene Bewertung des Ganzen vorzunehmen. Schauen wir uns also ein paar Sprachproben an und untersuchen wir, ob wir mit NLP eine Aussage über die wahrscheinliche Wirkung dieses Sprachgebrauchs gewinnen können: [b]Eine Wohnung – ein Beitrag.[/b] Schön ist, dass die Beitragszahler als Personen gar nicht mehr vorkommen, das ist ja auch unangenehm, wenn jemand direkt angesprochen wird. Das assoziierte Erleben, zahlen zu müssen, das Gefühl: “Es kostet mich mein Geld. Ich muß an anderer Stelle verzichten, damit ich den Beitrag bezahlen kann.” ist unangenehm. Wie viel einfacher ist ein emotional distanziertes, dissoziiertes Erleben zu ertragen: da ist die Wohnung und bei der Wohnung ist der Beitrag. Die Seite http://www.rundfunkbeitrag.de/ ist weitestgehend in dissoziierter Sprache abgefasst, außer bei der Aufforderung, sich anzumelden: “Wenn Sie sich für den Beitrag anmelden möchten oder Angaben ändern wollen, finden Sie hier das passende Formular.” [u]Dissoziierte Sprache, das ist die Sprache, die man im NLP verwendet, um unangenehmen Gefühlen aus dem Weg zu gehen.[/u] Da [b]“wird ein Beitrag fällig”[/b], nicht [b]“Sie müssen zahlen”[/b]. Das ist sprachliche Anästhesie. Interessant ist auch die rhetorische Figur des Wiederholens der Einzahl: eine Wohnung - ein Beitrag. Nur ein Beitrag ist doch viel weniger als zwei oder drei Beiträge. Getilgt ist die Beitragshöhe. Manchmal, am Rande, findet man den Hinweis, dass leider dieser eine Beitrag für reine Radiohörer nun höher ausfällt. Eine klarere Formulierung wäre z.B.: [b]Jede Wohung – die Pflicht zum vollen Beitrag[/b] klingt leider längst nicht so zustimmungsheischend. [b]Einfach und gerecht[/b] Zu der Frage, ob der Rundfunkbeitrag als einfach angesehen werden kann, siehe unten. Hier möchte ich auf den Gebrauch des Wörtchens “und” hinweisen. “Und” stellt eine Verbindung zwischen zwei Aussagen her ohne klarzustellben, welcher Art und welchen Ausmasses diese Verbindung ist. Im MILTON-Modell bezeichnet man dieses Anstossen innerer Suchprozesse als transderivationale Suche. Das Schöne daran ist, dass sie eine hohe Erfolgsquote hat, wie jeder Anfänger in hypnotischer Gessprächsführung schnell erfährt. Sich auf transderivationale Suchen einzulassen, scheint eben eine zutiefst menschliche Eigenart zu sein. Nur wenige Menschen kommen auf die Idee, mit einer Metamodellfrage zu reagieren: Wie genau hängen einfach und gerecht zusammen? Die Antwort ist: Ein Aspekt von Gerechtigkeit im Alltagsdenken und auch z.B. im Abgabenrecht ist, dass die Umstände des Einzelfalls in die Betrachtung einzubeziehen sind (sog. Einzelfallgerechtigkeit). Die Juristen sagen z.B. mit Blick auf das Grundgesetz: Gleiches solle gleich und Ungleiches ungleich behandelt werden. Das Eingehen auf den Einzelfall macht deshalb allgemein gültige Lösungen vielfältig und kompliziert und eben nicht einfach. Gerade im Bereich öffentlicher Abgaben mindert das Bestreben nach Einzelfallgerechtigkeit die Einfachheit vieler Regelungen. Also wäre eine angemessene Beschreibung des Rundfunkbeitrags: [b]Zu einfach, um gerecht zu sein. Zu gerecht, um einfach zu sein.[/b] Zur Einfachheit des Rundfunkbeitrags können Sie sich selbst ein Bild machen: https://service.rundfunkbeitrag.de/anmel...oder_sozialgeld http://www.rundfunkbeitrag.de/buergerinn...befreiung.shtml [b]Solidarisch[/b] Wenn der neue Rundfunkbeitrag vorgestellt wird, bekommt er oft das Attribut “solidarisch” an die Seite gestellt. Hervorzuheben ist hier, dass die Verwendung desselben Attributs “solidarisch” mit unterschiedlichen Bedeutungen in unterschiedlichen Kontexten erfolgt: - So wird die Möglichkeit der Beitragsminderung für verschiedene Personengruppen als solidarische Finanzierung bezeichnet. - Mehrere Intendanten öffentlich-rechtlicher Rundfunkstationen haben die Tatsache, dass nun auch Fernsehverweigerer zur Finanzierung des Systems herangezogen werden als solidarische Finanzierung bezeichnet. So begreift der Intendant des WDR Schönenborn das Angebot der Rundfunkanstalten … als Teil der medialen Grundversorgung in Deutschland, die von allen Bürgern für alle Bürger solidarisch mitfinanziert werde (http://www.digitalfernsehen.de/Joerg-Sch...be.96390.0.html, Download am 02.01.2013). Betrachten wir den Gebrauch des Adjektivs “solidarisch”. [u] Der Gebrauch eines ungesteigertes Adjektivs wird im NLP als Positivtilgung angesehen, denn getilgt ist der Maßstab des Solidarischen.[/u] Außerdem ist solidarisch extrem unspezifisch. Man sollte also fragen: [b]Gemessen an welchem Maßstab ist der Rundfunkbeitrag solidarisch?[/b] oder [b]Was ist ein nützlicher Maßstab für das Ausmaß der Solidarität in der Rundfunkfinanzierung?[/b] oder [b]Was genau heißt solidarisch?[/b] oder [b]Wer solidarisiert sich mit wem und auf welche Weise, wenn der Rundfunkbeitrag erhoben wird?[/b] Solidarisch ist für viele Menschen auch ein Wert, so dass die Bezeichnung des Rundfunkeitrags als solidarisch geeignet ist, Zustimmung (“Rapport”) auf der Werteebene zu machen. Wer solidarisiert sich mit wem und auf welche Weise, wenn der Rundfunkbeitrag erhoben wird? … (was nicht gesagt wird) Was nicht berichtet wird, ist die Auswirkung auf die Kosten des Beitragseinzugs und damit die Verwaltungskosten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Das nicht Gesagte, das doch eigentlich benannt werden sollte, bezeichnet man im NLP als Tilgung. Die Auswirkung auf die Verwaltungskosten ist getilgt, sie findet in der öffentlichen Darstellung nicht statt. Wenn diese Kosten absehbar sinken würden, wäre dies eine Erwähnung wert. Die Kosten des Beitragseinzugs werden also vermutlich nicht sinken. Das steht nun im Widerspruch zur behaupteten größeren Einfachheit des Beitrags, insbesondere da doch - die von der GEZ zu bearbeitende Fallzahl nach eigenen Aussagen nicht steige und - eine einfachere Bearbeitung sich in kürzeren durchschnittlichen Bearbeitungsdauern oder der Möglichkeit geringer qualifiziertes Personal einzusetzen niederschlagen müsse. Wenn seitens der Behörde die Bearbeitung des Rundfunkbeitrags nicht weniger Arbeit macht als die Bearbeitung der Rundfunkgebühr, wieso sollte man realistischerweise erwarten, dass der neue Beitrag den Bürgern weniger Arbeit macht als die alte Gebühr? Die Tilgung des Verwaltungskostenaspekts in der Außendarstellung des neuen Rundfunkbeitrags deutet darauf hin, dass die Einfachheit des Beitrags wahrscheinlich nur eine Mogelpackung ist, die die Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger zu den Verwaltungskosten der GEZ erhöhen soll. Es gibt noch eine andere Möglichkeit: Die Kosten des Beitragseinzugs werden sinken und es ist beabsichtigt, die eingesparten Gelder anderweitig auszugeben. Aber wenn dies so sein sollte, habe ich zumindest keine Aussagen gefunden, was mit den eingesparten Geldern passieren soll. Fazit des NLP-lers: Was nicht in der Wahrnehmung ist, wird auch nicht Gegenstand der ökologischen Überprüfung. [b]Beitragsservice[/b] http://www.rundfunkbeitrag.de/ teilt uns hierzu mit: “Der Beitragsservice ist ein Service von ARD, ZDF und Deutschlandradio. Er ist damit Teil des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und zuständig für alle Fragen rund um den Rundfunkbeitrag. Der Beitragsservice setzt sich zusammen aus der zentralen Servicestelle in Köln sowie den regionalen Servicestellen bei den Landesrundfunkanstalten…” (http://www.rundfunkbeitrag.de/haeufige-f...beitragsservice, Download am 02.01.2013, 20.00 Uhr). Was für ein Reframing! [u]Der Rundfunkbeitrag ist eine Zwangsabgabe![/u] Es gibt hier keinen Service, sondern eine auf staatlichem Zwang beruhende Zahlungspflicht. Der angebliche Beitragsservice ist eine behördliche Zwangseinrichtung mit der Aufgabe, die fälligen Beiträge einzutreiben, notfalls im Wege des Verwaltungszwangs. Das hört sich nicht so nett an. Nicht ARD, ZDF und Deutschlandradio leisten Service=Dienst, sondern Bürger sichern mit ihrer Beitragszahlung Einkommen bei ARD, ZDF und Deutschlandradio. [u] Die Umdeutung der Beitragseintreibung als Service ist geeignet, die Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger zum Rundfunkbeitrag zu steigern.[/u] Es werden also sprachliche Mittel eingesetzt, die auf Kosten der inhaltlichen Klarheit die Zustimmung der Bürgerinnen und Bürger zum Rundfunkbeitrag steigern sollen. Damit geht die Transparenz des Verwaltungshandeln und der Leistungserstellung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk in verbalen Nebelkerzen unter. Ich persönlich bin der Überzeugung, dass dies langfristig dem Ansehen der Träger öffentlich-rechtlicher Aufgaben schadet und deswegen unökologisch ist. Den in diesem Artikel beschriebenen Gebrauch von Beeinflussungstechniken werte ich deswegen als missbräuchlich und manipulativ. Ich möchte klar stellen, dass es hier nicht um die Frage geht, ob wir einen öffentlichen Rundfunk überhaupt brauchen und ob die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten verfassungskonform leisten. Zur Beantwortung dieser Fragen benötigt man rechtliche, rechtsphilosophische, gesellschaftstheoretische, volkswirtschaftliche und politikwissenschaftliche Überlegungen, die ich hier nicht anstellen möchte. Außerdem muss die verwaltungsrechtliche Beurteilung des Rundfunkbeitrages offen bleiben. Gebühr, Beitrag und Steuer sind verwaltungsrechtlich feststehende Begriffe. Es sprechen Argumente dafür, dass der neue Rundfunkbeitrag rechtlich eher die Merkmale einer Steuer (§3 Abs.1 AO) trägt und somit entgegen seinem Namen kein Beitrag ist. Für eine Steuer gelten jedoch strengere Gesetze. Die Erhebung eines Rundfunkbeitrags ist rechtlich viel einfacher als einer Rundfunksteuer"…[Quelle:http//www.nlp-in-leipzig.de/]
  • Hallo @All, ich habe heute meine neue Rundfunkabrechnung bekommen! Also von diesem ABGEZocke-Verein! Das Schärfste in der Überschrift ACHTUNG "BEITRAGSSERVICE" :evil: :whistle: :blush: :woohoo: :laugh: Ich schmeiß mich wech...... LG Garry