Felix Hasler: "Neuromythologie"

  • Hallo zusammen, eines der interessantesten Sachbücher, das ich seit längerer Zeit gelesen habe, lautet "Neuromythologie" und stammt von Felix Hasler, der als promovierter Pharmakologe selbst in der Hirnforschung tätig ist. Es ist gut lesbar geschrieben, dabei nicht anspruchslos, und soweit ich mich erinnere wurde es von der Zeitschrift "Gehirn und Geist" zum Sachbuch des Monats auserkoren. Die Absicht des Autors ist es, übertriebene Ansprüche der Neurowissenschaften zurückweisen, wie sie in der medialen Wahrnehmung entstehen, aber auch durch problematische Kommentare mancher Neurowissenschaftler befördert wurden. Das Buch mag an einigen Stellen etwas einseitig wirken, aber dies hat vor allem damit zu tun, dass es eben die Grenzen neurowissenschaftlicher Erkenntnisse und Erklärungen ausleuchten und hypertrophe Ansprüche zurechtstutzen möchte. Es nimmt somit eben eine bestimmte, aber auf ihre Weise notwendige Perspektive ein. Keineswegs spricht Hasler damit der Hirnforschung jedoch ihren Sinn oder ihren Funktion ab - dies wäre ja auch unsinnig. Er ist jedoch der Meinung, dass das Schüren übertriebener Erwartungen der seriösen und oft mühseligen Wissenschaft der Neuro-Forscher eher schadet als nutzt mund ihre Entwicklung langfristig eher stört als begünstigt. Dass Hasler als Pharmakologe der Biologisierung der Psychiatrie, die er als sehr problematisch empfindet, ein besonders ausführliches Kapitel gewidmet hat, überrascht nicht, zumal der Autor hier ganz praktische negative Konsequenzen der verbreiteten "neurozentrischen" Einstellung sieht. Da die "Vorbemerkung" und der erste Teil des 1. Kapitels auch online lesbar sind, werde ich sie einfach verlinken (s.u.), anstatt viel mehr zum Buch zu erzählen. Felix Hasler, "Neuromythologie", 2012, Transcript-Verlag. Hier nun die freie Vorschau: http://www. transcript-verlag.de/ts1580/ts1580_1.pdf (Leerzeichen bitte entfernen)